Samstag, 16. Dezember 2006

unsichtbar


als letztgeborene von 6 kindern beschlossen meine eltern, dass ich auch das letzte bleiben sollte.
(klingt furchtbar, oder?????)
nicht nur einmal ist in meiner anwesenheit darüber gerätselt worden, wie ich passieren konnte.
(na wie schon!?!)
dazu lächelte ich immer, obwohl es mich im tiefsten inneren doch sehr verletzte.
noch dazu sollte ich ein knäblein sein. na, ja.
nun, da keiner mehr mit mir rechnete, und schon gar nicht in dieser form, war ich als kind eine zeit lang nicht sehr stolz auf mein weibliches dasein. ich beschloss, einmal ein echter mann zu werden und nannte mich michael. michael war ein guter name für mich, so wie der erzengel, dessen bild ich im religionsbuch aus der schule kannte.
er war stark, mächtig, besiegte das böse und noch dazu war er in meinen kinderaugen außerordentlich schön. einfach ein starker typ.
doch dieser traum vom michael währte nicht lange, fehlte mir doch das gewisse ETWAS, dass es zum beispiel ermöglichte hinter jedem busch und strauch im stehen zu pinkeln. außerdem musste ich feststellen, dass selbst der starke michael für viele leute unsichtbar war.
ich muss gestehen, dass ich als ,,spirit" meistens ganz gut durchkam.
ich war unsichtbar, durchsichtig, transparent und konnte daher nicht so leicht für so manche schandtat zur rechenschaft gezogen werden.
später, als ich in heimlicher mission, zum ersten mal, den mit hartschalen ausgestatteten bh meiner großen schwester,den ich unter einem eng anliegenden t-shirt probierte, mein spiegelbild betrachtete, war mir klar, ich muss michael verlassen, oder er mich, oder wir uns...egal. danke mike, aber du warst leider nicht so gut sichtbar wie diese beiden dinger im spiegel.
ich war 11 und ich wusste es würde nicht mehr allzu lange dauern bis ich selbst mehr oder weniger große brüste hätte.
jeden tag würde ich sie ansehen, ja es ist schön eine brust....a...eine frau zu sein.
ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass ich mir damals gedanken gemacht hätte, welche wirkung brüste auf das andere geschlecht haben.
gott sei dank!
aufklärend dazu eine kleine geschichte:
Meine freundin erzählte mir, dass der bekannte ihres freundes einen bruder hat, der als praktizierender kinder,- und jugendpsychologe arbeitete, folgendes erlebnis in seiner praxis hatte:
die mutter eines schwererziehbaren kindes kam zu ihm in die ordination und bat ihn um rat.
diese frau trug ein überdimensional stark delkoltiertes kleid. ihre weiblichen reize waren diesen voraussetzungen zurfolge nicht zu übersehen und lähmten den bruder von dem bekannten des freundes meiner freundin derart, dass seine sonst intelligent wirkenden gesichtszüge soweit entgleisten, dass man glauben hätte können er selbst wäre ein klient in seiner eigenen praxis.
doch das war noch nicht alles. seine lähmungen ließen nur noch einen gedanken immer und immer wieder durch seinen kopf schwirren: A N F A S S E N !

(hätte ich damals mit 11, als ich mích mit hartschalengeschwellter brust vor dem spiegel drehte, von dieser geschichte gewusst, hätte ich mich vielleicht nicht von mike getrennt.

1 Kommentar:

amadea's world hat gesagt…

Mein Problem war, dass keinen Busen hatte. Dünn, lang und ohne Busen. So gewöhnte ich mir mit vierzehn an, die Schultern nach vorn zu neigen, damit der Pullover um die Brustgegend eine Falte machte. Mama, die nicht wusste, warum ich auf einmal eine schlechte Haltung hatte, schleppte mich zum Orthopäden. Sie hatte Angst, dass ich einen Buckel bekommen würde. Der Orthopäde fand nichts Auffälliges.
Mit achtzehn, als ich dann endlich einen kleinen Busen hatte, besann ich mich und ging fortan mit erhobenen Schultern durch's Leben.